26-04-2010
Nur gut vorbereitet auf die Pferdezuchtschau - Beitrag von Dr. Ines von Butler-Wemken
Auf Zuchtschauen werden Fohlen und Zuchtpferde einer Kommission zur Exterieurbeurteilung vorgestellt. Hierzu sollten alle Pferde schon im Heimatstall sorgfältig vorbereitet werden.
Pflegezustand des Pferdes ist wichtig
Bei Pferden aller Altersgruppen ist ein ordnungsgemäßer Pflege- und Ernährungszustand zum Zeitpunkt der Vorstellung selbstverständlich. Dies gilt insbesondere auch für die Vorstellung der Saugfohlen. Auch das Saugfohlen muss stets sauber geputzt und mit gepflegten Hufen vorgestellt werden. Die Hufe werden nicht geschwärzt, auch Spezialbeschläge sind zur Zuchtpferdebeurteilung bei Stuten und Hengsten nicht zugelassen. Viele Pferdebesitzer machen den Fehler unbeschlagene Pferde mit sehr frisch ausgeschnittenen Hufen vorzustellen. Dies führt dann auf der Zuchtschau aber nicht selten dazu, dass sich Pferde in der Bewegung und im Freilaufen eher zu verhalten präsentieren. Beim älteren Pferd wird die Mähne frisiert, der Schweif gewaschen und verlesen. Der Kötenbehang und die Barthaare, niemals jedoch die Tasthaare, werden gekürzt. Der Schweif wird in den Reitpferderassen zwei bis drei Handbreiten unter dem Sprunggelenk waagerecht abgeschnitten. Vorteilhaft ist eine eingeflochtene Mähne mit einem eingeflochtenen Kopfschopf, auch die Haare der Schweifrübe können eingeflochten oder seitlich ausgeschnitten sein. Doch dies gilt nicht für alle Rassen und für alle Zuchtverbände. Westernpferde werden nicht mit eingeflochtenen Langhaaren vorgestellt werden. Daher erkundigt man sich am besten rechtzeitig, also schon bei der Anmeldung, zum üblichen rassetypischen Vorgehen.

Fohlenbeurteilung beim ApHCG e.V.
Das Aufstellen sorgfältig üben
Auch die Saugfohlen müssen gut halfterführig sein, sie kommen mit der Mutter in die Bahn. Ältere Pferde werden üblicherweise mit der Trense vorgestellt, das Reithalfter kann hierbei ausgeschnallt werden. Bei Stuten ist meist auch das Führhalfter zugelassen. Die Trense und Führhalfter sollten hoch genug verschnallt sein, der Kehlriemen befindet sich dabei etwa eine Handbreit von der Kehle entfernt. Das Pferd wird zunächst ca. drei Meter vor den Richtern im linken Seitenbild aufgestellt, meist hinter einer Begrenzungsstange. Die den Richtern zugewandten Beine sind geöffnet, die den Richtern abgewandten Beine geschlossen. Geöffnet bedeutet, das Vorderbein und das Hinterbein das zum Richter zeigt, wird nach vorn bzw. nach hinten gestellt. Damit kann ein Richter in der Seitenansicht auch alle vier Beine des Pferdes gut sehen. Auf Anweisung der Richter kann in einigen Rassen auch eine geschlossene Aufstellung erfolgen. Geschlossen bedeutet, die Vorderbeine und die Hinterbeine stehen jeweils parallel. Wichtig ist ein ruhiges Aufstellen. Dies kann und sollte man im Heimatstall ausreichend üben. Der Kopf des Pferdes muss gut erkennbar sein, die Hände des Vorstellers dürfen den Kopf des Pferdes nicht bedecken. Das Pferd steht im Stand aufrecht, mit erhobenem Kopf. Wird das Pferd zurück gerichtet oder tritt es zurück, sollte ein erneutes Vortreten erfolgen. Das Pferd muss im Stand ruhig stehen bleiben, damit bei seiner Beurteilung zur Zuchtbuchaufnahme Typ und Gebäude ausreichend genau beurteilt werden können. Bei Einzelvorstellung eines Pferdes allein in einer Halle kann es zur Beruhigung notwendig werden ein zweites Pferd hinzuzuziehen. Dies sollte mit den Richtern vor der Beurteilung angesprochen werden.

Zuchtstutenbeurteilung beim VFZB e.V.
Zunächst werden Typ und Gebäude beurteilt
Meist gehen die Richter zur Beurteilung auch um das aufgestellte Pferd herum, stellen Fragen zum Alter, zur Leistungs- und Zuchtnutzung und kontrollieren das Gebiss und die Ganaschenfreiheit. Der geübte und sorgfältige Richter betrachtet und beurteilt beim aufgestellten Pferd vom Kopf ausgehend die Oberlinie mit Widerrist, Rücken und Lende bis zum Schweif. Anschließend beurteilt er von der Schulter beginnend den Rumpf mit Brust, Bauch, Körperschluss, Bemuskelung und äußere Geschlechtsteile. Dann folgen das Fundament mit Vorder- und Hinterbeinen, die Knochenstärke, Winkelung und die Stellung der Gliedmaßen und eine Beurteilung der Hufe. Die Schlussaufstellung erfolgt im Stand dann auf der jeweils anderen Hand. Nicht selten werden Zuchtpferde auch erst im Ring gemeinsam im Schritt vorgestellt und über längere Zeit am Ring aufgestellt, bevor sie dann zur Einzelaufstellung aufgerufen werden. Bei einer vergleichenden Beurteilung, zum Beispiel in Championaten und Wettbewerben, werden die Richter stets auch die aufgestellten Pferde beobachten. Es versteht sich von selbst, dass die Pferde auch hier ruhig aufgestellt werden, nicht von den Führpersonen verdeckt werden und Unterhaltungen unterbleiben.
Die Vorstellung in der Bewegung
Auf Anweisung der Richter erfolgt die Vorstellung des Pferdes anschließend in der Bewegung. Dies kann an der Hand und zusätzlich auch im Freilauf erforderlich und üblich sein. Die Beurteilung des Pferdes an der Hand kann hier sehr deutlich von der Präsentation und der Vorbereitung im Heimatstall abhängen. Gerade das Vorführen durch Personen, die nicht laufgewandt und trainiert sind, führt hier nicht selten zu einer Beurteilung des Pferdes unter Wert. Alle Wendungen werden bei der Vorführung stets rechtsum durchgeführt. Im Schritt sollte das Pferd so geführt werden, dass der Kopf die im Schritt üblichen taktmäßigen Bewegungen ausführen kann. Zu kurz gehaltene Pferde werden leicht im Schritt behindert. Im Trab gilt es gefühlvoll anzutraben und schwungvoll mitzulaufen. Dabei bewusst den Gleichschritt mit dem Pferd suchen zu wollen, behindert meist Vorführer und Pferd. Auf dem Vorführdreieck wird das Tempo vor und in den Ecken verkürzt und nach den Ecken möglichst verstärkt. Die gefühlvolle, schwungvolle Vorstellung und nicht die „Geschwindigkeit“ muss hier im Vordergrund stehen. Eine zweite Person kann bei der Vorstellung in der Bahn stehen und eine Vormusterpeitsche führen. Ständiges Reißen am Pferd, erhobene verbremsende oder treibende Hand des Vorführers behindern die Vorstellung des Pferdes.

Die Vorstellung auf dem Vorführdreieck im Trab
Die Beurteilung im Freilaufen
Zur Fohlen- und Zuchtpferdebeurteilung wird die Beurteilung der Bewegung zusätzlich durch das Freilaufen, bei Zuchthengsten auch durch eine Vorstellung an der Longe ergänzt. In Championaten und vergleichenden Wettbewerben ist das Freilaufen oder Longieren normalerweise nicht üblich. Das Longieren und der Freilauf sollten, wie auch die Vorstellung des Pferdes an der Hand, ausreichend trainiert werden. Zum Training des Zuchthengstes an der Longe ist zusätzliche professionelle Unterstützung meist erforderlich. Die Zuchtpferde werden im Freilauf üblicherweise auf beiden Händen im Schritt, Trab und Galopp vorgestellt. Auch im Freilauf sollte das ältere Pferd auf die Hilfen des Vorstellers gut reagieren. Oftmals wird die Vorstellung von Zuchtpferden durch eine sogenannte Pflasterprobe ergänzt. Die Pferde werden dabei an der Hand auf hartem Untergrund jeweils im Schritt und im Trab gerade von den Richtern weg geführt, rechtsum gewendet und wieder gerade auf die Richter zu geführt. Die Richter beurteilen hier insbesondere die Gangkorrektheit und die taktmäßige Folge der Hufschläge.
Einen harmonischen Gesamteindruck erreichen
Die Zusammenarbeit zwischen Vorsteller und Pferd mit optimaler und ausdruckvoller Präsentation trägt insgesamt nicht unwesentlich zur vergleichenden Beurteilung der Pferde und somit auch zu ihrer Platzierung auf Wettbewerben und Championaten bei. So gibt es heute auch zum Outfit der Vorsteller bei vielen Verbänden schon einheitliche Vorgaben. Auch die jeweilige Tagesform von Vorsteller und Pferd wird Einfluss auf die Rangierung haben. Wer mit der Pferdebeurteilung und der Notengebung auf Zuchtschauen nicht zufrieden ist, sollte das eingehende Gespräch und die Beratung mit der Beurteilungskommission suchen. Gerade die Vorstellung eines Pferdes in der Bewegung konnte durch ausreichende Vorbereitung in einer Wiedervorstellung hier nicht selten schon deutlich verbessert werden.
Quelle: Dr. Ines von Butler-Wemken |