28-05-2010
Wo Träume Wirklichkeit werden:
Ranchhorse-Kurs mit Olaf Gajewski auf Gut Borken
am 14.-16.Mai 2010 in Mecklenburg-Vorpommern

Der 13. Mai Himmelfahrt bzw. Herrentag ist Anreisetag. Die Teilnehmer kommen teilweise sehr weit angereist. Mein Mann Michael „Mike“ und meine beiden Hunde Freya und Buddy begleiten mich nach Mecklenburg-Vorpommern. Eine lange Anreise aus Oberfranken – 530 km! Meine Begleiter sind nur mäßig begeistert. Doch ich kann es kaum erwarten. Seit Herbst fiebere ich dem Ereignis entgegen. Im September 2009 habe ich an einem Viehtrieb bei Olaf auf der Horsemens Residence teilgenommen. Seither bin ich süchtig – süchtig auf Rinder. Olaf hat mich auf den Kurs auf Gut Borken aufmerksam gemacht. Er erzählte von weitem Land, unzähligen Rindern, herzlicher Gastfreundschaft … Zunächst schien eine Teilnahme unmöglich, doch eine glückliche Fügung ließ den Traum zur Wirklichkeit werden.

Petra Nürnberger aus Berlin, die diesen Kurs organisiert hat, ist kurz vor uns auf Gut Borken angekommen. Nach und nach treffen die weiteren Teilnehmer mit ihren Pferden ein. Endlich rollt auch Olaf ein. Er wird von einem Teilnehmer begleitet und bringt mein eigenes Pferd „Little Pretty Tari“ mit, welches z.Zt. auf der Horsemens Residence im Training ist. Auch er hatte mit Widrigkeiten zu kämpfen. Sein Zugfahrzeug fiel kurzfristig aus. Aber der „gute Geist“ der über dem Ereignis auf Gut Borken zu schweben schien, griff auch hier mit einer glücklichen Fügung ein. Eine nette Bekannte stellte spontan ihren großen Pferdetransporter samt Gatten als Fahrer zur Verfügung.

Bei einem ersten gemeinsamen Abendessen im Gutshaus findet ein erstes gegenseitiges Beschnuppern und eine generelle Lagebesprechung mit Petra und Olaf statt. Ein Teil der acht Teilnehmer war schon im vergangenen Jahr dabei. Kerstin kommt sogar wieder aus Holland angereist. Wir sind also international besetzt! Ich stelle fest, alle haben sich auf den Ranchhorse-Kurs auf Gut Borken riesig gefreut.
Hier gibt es auch optimale Voraussetzungen. 7000 ha Land mit über 6000 Rindern. Das Gut ist ein Bio-Betrieb – entsprechend artgerecht ist die Haltung und Aufzucht der Tiere. Das gesamte weitläufige Anwesen ist liebevoll von Familie Kühnlein renoviert worden, in deren Besitz es seit 16 Jahren ist. Die Weite der Natur mit Störchen, Bibern, Wild aller Art und die unendlich erscheinenden Weiden mit all den Rindern, einfach traumhaft! Die Pferde sind in den großzügigen Stallungen perfekt untergebracht. Nur ein Wermutstropfen: das Wetter. Der Anreisetag ist kühl und verregnet und die Wettervorhersage für die folgenden Tage ist leider nicht berauschend.

Nach einem gemeinsamen reichhaltigen Frühstück um 8.00 Uhr im Gutshaus sitzen wir kurz nach 9 Uhr auf unseren Quarter Horses. Auf dem frisch abgezogenen großen Reitplatz beschäftigt sich Olaf erstmal mit unseren reiterlichen Fähigkeiten und erkundigt sich nach der „Kuherfahrung“ der Pferde. Vom Einsteiger bis zum turniererfahrenen Profi, alles ist dabei. Olaf versteht es jedem Mensch/Pferd-Team individuelle Tipps zur Verbesserung der Kooperation zu geben und gleichzeitig der gesamten Truppe wichtige Hinweise zur Rancharbeit zu vermitteln.

Teamgeist und Kooperation stehen bei unserem Kurs im Vordergrund. Wir erfahren so manchen über das Wesen der Rinder, denn eine Herde die „gearbeitet“ wird verhält sich wie ein einzelnes Rind. Die Reiter müssen also gut zusammenarbeiten.
Nachdem wir uns mit Übergängen, Stopps, Durchlässigkeit etc. beschäftigt hatten, ging es nach einer kurzen Mittagspause mit super Verpflegung auf den großzügig angelegten Trailplatz. Wie gut die Truppe in der Zusammensetzung stimmte, stellte sich schnell heraus. Wir wollten nur ranchrelevante Hindernisse (Brücke, Tor) und gestatteten Olaf einen Exkurs zum Handpferdereiten. Das erschien uns für Cowboys auch wichtig. Anschließend gab es noch eine Einführung ins Roping vom Boden. Danach wurden die Pferde erneut gesattelt, wir waren heiß auf die Rinder. Doch zunächt übten wir grundsätzliches an der Cuttingmaschine, zum krönenden Abschluß kam ein erstes Zusammentreffen mit „unseren Rindern“. Zum ersten Mal im Leben konnte ich mich beim Rachhorse-Cutting versuchen!

Ein leckeres Abendessen – Bio-Schweinesteaks vom Grill, Salate – beendete den ersten Tag bei gemütlichem Beisammensein am großen Holztisch im Gutshaus, da es draußen regnete.
Am Samstag, dem zweiten Tag, stellten wir unter Beweis, dass wir alle total wild darauf waren „waschechte“ Cowboys zu werden. Im strömenden Regen übten wir Roping vom Pferd und in der Mittagspause gab es noch eine Einführung zum Thema „stressless cattle handling with horses“ mittels DVD. Der Himmel klarte etwas auf, wir sattelten erneut unsere Pferde zum Ranchcutting. Kaum war die kleine Herde gesettelt, öffnete der Himmel erneut seine Schleusen. Wir waren uns einig, was ein waschechter Cowboy werden will, muss auch einen von Petrus inszinierten Waschgang überstehen, aber die Sonne schien in unseren Herzen. Die Rinder waren verdammt schnell (lag wohl am Wetter). Das Teamwork der Teilnehmer klappte hervorragend. Diejenigen die gerade nicht dran waren, halfen eifrig mit die „cows“ in Schach zu halten. Das „Kuhbein“ von dem wir ständig hörten, wurde zum Wort des Tages. Kuhbein, stoppen, Auge zur Kuh, turn; Kuhbein, stoppen, Auge zur Kuh, turn, … .

Gegen 18 Uhr waren wir zum zweiten Mal nass bis auf die Knochen, durchgefroren, voller Schlamm aber zufrieden und glücklich. Beim köstlichen Abendessen (erstklassige Bio-Rindersteaks vom Hausherrn meisterlich gegrillt) stellten wir einstimmig fest, ein Cowboy muss seine Arbeit auch bei jedem Wetter verrichten und es gibt zumindest kein Problem mit Mücken! 6 Std. zu Pferd, leckere Steaks, 2 Fassbier – ein gelungener Tag, trotz Dauerregen.

Unser Durchhaltevermögen und die unverwüstliche gute Laune wurden belohnt. Am Sonntag war das Wetter wesentlich freundlicher und trocken! Mit Ausnahme einer kurzen, kulinarisch bemerkenswerten Mittagspause arbeiteten wir von 9.00 – 16.00 an den Rindern. Heute stand Working Cowhorse auf dem Stundenplan, die Rinder waren inzwischen kooperativer. Danach ritten wir zum Abschluss zu einer großen Mutterkuhherde hinaus, die versteckt in der weitläufigen Landschaft stand. Etwa 200 Tiere wurden zusammengetrieben und auf eine neue Weide gebracht. Jetzt konnten wir zeigen, was wir gelernt hatten! Am Ende gab es Lob und konstruktive Kritik vom Gutsbesitzer, der uns nochmals mit hervorragenden Lamm und Rotwildsteaks vom Grill verwöhnte.

Die Wege unserer netten Cowboygang müssen sich leider wieder trennen. Aber wir sind fest entschlossen: next year again – Gut Borken wir kommen wieder!
Herzlichen Dank an
- Petra Nürnberger für die Organisation
- Olaf Gajewski für das tolle Coaching, die vielen Kuhbeine und die wertvollen Hinweise
- Petra und Christoph Kühnlein, unsere Gastgeber auf Gut Borken, für ihre Gastfreundschaft, ihre hervorragende Versorgung inklusive „Klamottentrocknung“ in der Biogasanlage
- Petra, Mike und die anderen unermüdlichen Helfer, die uns auch im strömenden Regen fotografierten und filmten
- an unsere Pferde, die mit uns stundenlang den Regen trotzten
Und natürlich an unser „cattles“, die frisch und sagenhaft schnell waren und am Ende trotzdem kooperativ. Oder waren wir doch auf dem Weg richtige Cowboys zu werden?

Mein Team fährt nun glücklich und zufrieden nach Oberfranken zurück. Der Aufenthalt hat allen super gefallen, sogar den Hunden. Für mich wurde ein Traum Wirklichkeit. Gut Borken wir kommen wieder!
Verfasst am 17.Mai 2010 während der Rückfahrt von Gut Borken nach Selb
Bettina Wilde-Gebhardt
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