07-06-2009

03-11-2010

 

Ein Pferd hat keine Armbanduhr - US-Horseman Warren Bell wieder in Deutschland



Cowboyhut, ruhige Stimme, wenig Worte. Das ist Warren Bell, Horseman und Pferdetrainer aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Montana. In den vergangenen Wochen korrigierte er in Deutschland zusammen mit Jörn Tönsmann zum wiederholten Mal Problempferde. Am 24. Oktober zeigte der „Pferdeflüsterer“ seine Trainingsmethode im Go West Trainingstable, dem Westernreitbetrieb von Tönsmann.

Was der 55-jährige tut, erscheint einfach: mit spezieller Bodenarbeit gewinnt er das Vertrauen und den Respekt der Tiere, sodass sich auch widerspenstige Pferde innerhalb kurzer Zeit mit einem einfachen Knotenhalfter reiten lassen. Wichtig ist für Warren Bell, nicht gegen den Widerstand des Pferdes zu arbeiten. Dabei geht er nach indianischer Zeit vor, also vollkommen ohne Hektik. „Pferde haben keine Armbanduhr“, bemerkt er augenzwinkernd.

„Als Fluchttier ist das Pferd auf Reaktion eingestellt“, erklärt der Mann, der mit Pferden in den Weiten von Montana aufgewachsen ist. „Die Bodenarbeit bringt Pferde weg vom Reagieren und regt sie zum Denken an. Die Übungen wirken auf die Psyche des Pferdes und geben ihm mentale Sicherheit“. Zugleich sind die Bewegungen gymnastizierend und bereiten es auf die späteren Aufgaben als Reitpferd vor.

 



Eine Grundlage der Arbeit von Warren Bell besteht darin, dem Pferd beizubringen, dass es den Bereich des Menschen zu respektieren hat. „Das Pferd soll Abstand halten und beispielsweise beim Führen nicht drängeln, seinen Besitzer überholen oder gar umrennen“, mahnt der gebürtige Nakota-Indianer. Denn nur so respektiert es den Menschen als Leittier. „Pferde sind Herdentiere. Der Mensch muss die Rolle des Leittiers übernehmen, die Positionen müssen klargestellt werden“.

Der Amerikaner zeigte seine Arbeit im Go West Trainingstable zunächst mit der nervösen, zierlichen Schimmelstute „Navarra“. Das Pferd hatte nahezu panisch reagiert, bevor es zu Bell und Tönsmann ins Training gekommen war. Es war von seinen ehemaligen Besitzern stark misshandelt worden, sodass der Tierschutzverein das Tier beschlagnahmen musste. Im Frühjahr dieses Jahres kam „Navarra“ dann zu Nadja Setzer aus Schwäbisch Hall. Die 17-jährige beschreibt: „Es gelang mir nicht, das Vertrauen von ‚Navarra’ zu gewinnen. Sie hatte grausame Erfahrungen mit Menschen gemacht“.

Die kleine Stute spielt aufmerksam mit den Ohren, als Warren Bell seinen Arm mit dem Strick in der Hand nach links hochhebt, sich ihr im Roundpen von rechts nähert und leicht schnalzt. Er zeigt der Fünfjährigen, dass sie sich von ihm in die angezeigte Richtung wegbewegen soll. Nach jeder Übung belohnt er das Pferd mit kurzem Streicheln. „Das ist wichtig, damit es weiter motiviert mitarbeitet“.

Der zweieinhalbjährige „Toucher“ hingegen reagierte von Anfang an gelassen. Als Warren Bell den dunkelbraunen Hengst am ganzen Körper mit dem Strick berührt und ihm diesen über Hals und Rücken wirft, bleibt er ruhig stehen. Er akzeptierte am Ende der Veranstaltung den Sattel und einen Reiter auf seinem Rücken, während die traumatisierte „Navarra“ noch etwas Zeit benötigen wird.

Jörn Tönsmann, der seit über sieben Jahren in seinem Betrieb Pferde trainiert, arbeitet seit Beginn des Jahres eng mit dem amerikanischen Horseman zusammen. „Es ist, als ob wir das gleiche ‚Buch’ haben“, sagt der deutsche Trainer und Reining-Reiter. „Warren stammt aus dem Land, in dem die Westernreitweise ihren Ursprung hat, seine Familie hat seit Generationen auf ihrer Working Ranch mit Pferden gearbeitet“.

Wer interessiert an Bells und Tönsmanns Trainingsmethode ist, kann sich unter 0173-9837433 oder info@go-west-trainingstable.de im Go West Trainingstable melden. Im Frühjahr wird Warren Bell erneut nach Deutschland kommen, um sein Wissen an Pferdebesitzer und Pferdebegeisterte weiterzugeben. Mehr Informationen finden Sie in Kürze unter www.go-west-trainingstable.de.



Kontakt:
Go West Trainingstable
Reitgelände am Wiesenweg
69198 Schriesheim
Tel.: 01 73 - 9 83 74 33
E-mail: Info@go-west-trainingstable.de

 

Quelle: Nanda Geelvink