Weckt Lust auf "Mehr" - Lehrgang „Pferd komplett“ am 16.-17.04.2011

Am 16. und 17. April 2011 war es wieder soweit: unter dem Motto „Pferd komplett“ trafen sich sechs Reiter mit ihren vierbeinigen Freunden, um sich zwei Tage lang ihrer gemeinsamen Ausbildung zu widmen. Unter der Leitung von Elke Diebold hatten sich in Schweix die unerschiedlichsten Paare versammelt: Lena mit Andy, Quarter Horse Wallach Alena mit Candy, Pinto Stute Sylvia mit Paco, Paint Horse Wallach Maxine mit Anschi, Arabo-Haflinger Stute und Beauty, Trakehner Stute Judith mit Pila, Haflinger Stute Horst-Peter mit Texas, Paint Horse Wallach.

So bunt gemischt wie Pferde und Reiter waren auch die vertretenen Reitweisen. Englisch- und Westernreiter sowie Zäumungen mit und ohne Gebiß waren vertreten. So wurde auch jedem gleich klar, daß es hier nicht um eine bestimmte „reiterische Schule“ geht. Elke ist die Vermittlerin zwischen Pferd und Reiter und hilft auf dem frei gewählten Weg weiter. Sie sucht die Stärken und positiven Aspekte bei jedem Paar und macht Vorschläge, wie Schwächen beseitigt und Probleme vermieden werden können. Die erste Übung für die meisten Teilnehmer war der Round Pen. Die Arbeit mit dem Pferd ohne technische Hilfsmittel, die Kommunikation über mehrere Meter Entfernung stellt hohe Ansprüche an den Reiter. Jede Änderung der Körperhaltung führt zu teilweise erstaunlich direkten Reaktionen des Pferdes. Wer sich aber an diese Form der Kommunikation gewöhnt hat, wird mit einem intensiven Kontakt mit seinem Pferd belohnt.

Der Nachmittag war hauptsächlich der Bodenarbeit in der Halle vorbehalten. Es fing an mit Führübungen. Dem Reiter bei jedem Tempo folgen, stehen bleiben und auch wieder einige Schritte rückwärts gehen sieht zwar einfach aus, vom Pferd wird aber ungeteilte Aufmerksamkeit gefordert. Das Weichen an Vor- und Hinterhand bzw. Vor- und Hinterhandwendungen folgten. Dann wurden Seitengänge geübt, vom Reiter weg und zum Reiter hin. Zum Abschluß der Übungen wurde ein paar Minuten locker longiert. Die Pferde wurden in diesen Übungen hauptsächlich geistig gefordert. Die ungewohnte Anspannung führte in den folgenden Ruhepausen dazu, daß eine ganze Reihe von Pferden in ihren Paddocks standen, den Blick in die Ferne schweifen ließen und nacheinander stehend einschliefen. Dieser Effekt war bei allen Pferden zu beobachten, auch solchen, die als nervös, aufgeregt oder sehr sensibel beschrieben worden waren. So entspannt haben die wenigsten ihr Pferd bisher gesehen.

Als besonderer Service war die Pferdephysiotherapeutin Steffi Niederheiser (www.niederheiser.com) an beiden Tagen anwesend. Auf Wunsch wurde am ersten Kurstag der Gang und die Haltung eines Pferdes beurteilt und bei Bedarf die notwendige Behandlung durchgeführt. Der Erfolg der durchgeführten Behandlung sollte am zweiten Kurstag beobachtet und beurteilt werden. Der erste Kurstag wurde mit einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant in einem benachbarten Ort in Frankreich beendet. Dabei konnten in angenehmer Atmosphäre die Erlebnisse des Tages diskutiert werden und natürlich kamen auch viele andere Themen rund um Pferd und Reiter zur Sprache. Der zweite Kurstag begann mit der Wiederholung und Vertiefung der Bodenarbeitsübungen vom Vortag. Mensch und Pferd, schon etwas sicherer in der Kommunikation miteinander, fanden sichtbar Gefallen an den neu erworbenen Kenntnissen.

Wenn in zwei Tagen schon solche Erfolge zu verzeichnen sind, was ist dann wohl bei regelmäßigen Übungen möglich? Dieser Kurs hat auf jeden Fall bei allen Teilnehmern das Interesse auf „mehr“ geweckt. Wer noch nicht im Round-Pen war hatte nun noch die Gelegenheit dazu. Auch wurden die Erfolge der physiotherapeutischen Behandlung vom Vortag sichtbar und mit Freude aufgenommen. Der Nachmittag war dann hauptsächlich für Reitstunden auf dem Platz vorgesehen. Jeder Teilnehmer hatte Wünsche und Fragen, die individuell behandelt werden konnten. Es wurden Seitengänge geübt, die gesunde Form des Pferderückens begutachtet und über Stangen getrabt. Es wurde ausprobiert, wie Pferde auf Zügel- oder Gewichtshilfen reagieren oder ob bei einem Pferd eher eine Zäumung mit oder ohne Gebiß von Vorteil ist. Trail-Übungen mit Stangen und Hütchen wurden gezeigt und geübt. Aber trotz der Vielzahl der Themen, die behandelt wurden, stand immer wieder die ständige Verbesserung der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd im Vordergrund. Denn eines wurde allen Kursteilnehmer im Laufe der Zeit klar: unsere Pferde können viel mehr als wir ihnen zutrauen und sie wollen es uns auch zeigen. Wir müssen nur lernen, ihnen zu sagen, was wir uns von ihnen wünschen. So ging ein rundum gelunger Kurs zu Ende, der wohl für alle Teilnehmer der Anfang von neuen Erfahrungen und Entdeckungen rund ums eigene Pferd war. Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung solcher Veranstaltungen in der Zukunft.
Horst-Peter Huwer
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