09-09-2013
Reining: Im Interview – Kay Wienrich (Ravensburg), Bundestrainer

Augsburg – Die FEI-Europameisterschaften in der FEI/FN-anerkannten Westernreit-Disziplin Reining in Augsburg waren für die deutschen Reiter ein großer Erfolg. Beide zu vergebenden Goldmedaillen, in der Mannschafts-Wertung in der Besetzung Volker Schmitt, Sylvia Rzepka, Alexander Ripper und Grischa Ludwig sowie im Einzel durch Alexander Ripper, der bereits 2003 in Reggio Emilia (Italien) Doppelsieger war, blieben im Lande. Zudem sicherte sich Grischa Ludwig die bronzene Plakette. Wohltuend war außerdem festzustellen, dass die Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt innerhalb der gesamten Mannschaft während des Turniers in der Fuggerstadt unübersehbar waren. Hans-Peter Viemann unterhielt sich auf der Americana mit Bundestrainer Kay Wienrich.
Frage: Die kontinentalen Meisterschaften waren für unsere Reiner ein voller Erfolg. Dazu herzlichen Glückwunsch! Des Weiteren war ein neuer Team-Geist nicht zu übersehen. Auch die Außendarstellung der Mannschaft sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl – einer für alle, alle für einen – fielen angenehm auf. Was ist geschehen?
Kay Wienrich: Zunächst einmal vielen Dank für die Beglückwünschung. Es gibt einige Punkte, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Erstens: Wir hatten ein championatserfahrenes Team am Start. Zweitens: Das Leistungsvermögen jedes Einzelnen war mir bekannt, da ich sie alle seit vielen Jahren kenne. Somit war es relativ einfach, aufeinander zuzugehen. Drittens: Die gesamte Mannschaft war hoch motiviert und die Reiter waren bestens beritten. Viertens: Wenn dann noch die Tagesform und der Zusammenhalt stimmen wie in Augsburg, kann der Erfolg eigentlich nicht ausbleiben. Dazu noch ein Beispiel: Nach dem Ritt von Volker, der hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, haben wir alle gesagt, dass Sylvia jetzt voll auf Angriff reiten sollte. Es ging daneben. Ein Gemeckere gab es nicht. Stattdessen haben wir Alex und Grischa angefeuert und die beiden haben den Sieg noch perfekt gemacht.
Frage: Alle Reiter bestätigten, dass sie einen guten Job gemacht – und stets die richtigen Worte gefunden haben. „Er hat sich sehr zum Vorteil verändert“, so der Tenor. Hat sich der Bundestrainer Wienrich nach dem Führungswechsel geändert?
Wienrich: Wann und wo auch immer ein Führungswechsel stattfindet, wird es gewisse Änderungen geben. Wir haben in Warendorf zusammengesessen und gemeinsam die Richtung besprochen. Und wenn dann unterm Strich ein solcher Erfolg dabei heraus kommt, haben wir doch alles richtig gemacht und auch die bestmöglichen Entscheidungen getroffen.
Frage: Stets stand im Vorfeld eines internationalen Championats die Pferdefrage ganz oben auf der Agenda. Wie sehen sie jetzt die Situation nach der Europameisterschaft und vor den Weltreiterspielen 2014 in Frankreich?
Wienrich: Ja, ja, die Pferdefrage. Vorab möchte ich mich aber bei den Pferdebesitzern Sonja Lubas, Kerstin Grosse, Wolfgang Müller und Fabian Strebel bedanken, dass sie uns ihre Vierbeiner zur Verfügung gestellt haben. Trotzdem müssen wir weiter bemüht sein, dafür zu sorgen, dass die Eigentümer guter Pferde diese auch für die deutsche Equipe starten lassen und nicht unbedingt für einen ausländischen Verband. Hier gibt es noch einiges zu tun.
Frage: In Augsburg waren vier erfahrene Reiter am Start, und dazu zählt noch Steffen Breug als Ersatzmann. Wie sieht es denn mit dem Nachwuchs aus?
Wienrich: Richtig. Mit Mona Dörr war aber auch eine hochtalentierte junge Reiterin im Team. Wir haben Mona nominiert, damit sie Erfahrungen auf einem großen internationalen Championat sammeln konnte. Überdies gibt es weitere gute Nachwuchskräfte in Deutschland. Hier möchte ich zum Beispiel Dominik Reminder nennen. Grundsätzlich aber wird die Frage sein, wie unsere jungen Reiterinnen und Reiter beritten sind – oder aber wie wir sie mit guten Pferden beritten machen können.
Frage: Wagen wir noch einen kurzen Blick auf das nächste Jahr und die Weltmeisterschaft in Frankreich. Wie sehen sie Lage zum jetzigen Zeitpunkt?
Wienrich: Ich sehe der WM im kommenden Jahr zuversichtlich entgegen. Wenn alles nach Plan verläuft und die Reiterinnen und Reiter sowie ihre Pferde gesund bleiben, ist es mit der Moral und Motivation von den Europameisterschaften in Augsburg durchaus möglich, dass wir in der Normandie mit auf dem Treppchen stehen werden.
Quelle: Hans-Peter Viemann, Foto: FN |